Der Goldschmied und Unternehmer Meinrad Burch-Korrodi

Ausgangslage für das Schaffen von Meinrad Burch-Korrodi

Um 1925 gabe es einen kleinen Kreis von jungen Goldschmieden, die sich für eine formale Erneuerung ihrer Arbeit einsetzten und Arbeiten anboten, handwerkliche Einzelstücke, die ein neues, kühles Formempfinden verband. Zu dieser jungen Vorhut gehörte auch Meinrad Burch-Korrodi. Als Erneuerer für die Innerschweiz galt u.a. auch der Luzerner Arnold Stockmann. Im Gegensatz zu Stockmann distanzierte sich Burch schon bald von den historisierenden Stilanleihen, welche noch seinen liturgischen Geräte der 1920er Jahre geprägt hatten. Er gab den kirchlichen Objekten neue Impulse hinsichtlich einer Erneuerung und Vereinheitlichung der Form. Meinrad Burchs Arbeiten entstanden zwischen dekorativer Eleganz, kunsthandwerklichem Interesse und kühler Sachlichkeit sowie in einer Wechselbeziehung zwischen Funktion und Form. Es wurde Burchs Lebensaufgabe, eine neue Formensprache zu generieren. Aus einfachsten geometrischen Grundformen heraus - wie Kreis, Oval, Kugel, Zylinder - entwickelte Burch und seine Mitarbeiter ihre Geräte. Zunehmend schwanden dekorative Elemente.

Seine Werkstatt Technik und Material

In der Werkstatt Burch-Korrodi waren während der Jahre zwischen sechs und zwanzig Mitarbeiter angestellt. Burchs Kaufmännisches Talent ermöglichte eine ideale Besetzung der verschiedenen Aufgaben in der Werkstatt. Er wusste genau, welches Talent er wo einzusetzen hatte, um den grösstmöglichen Erfolg zu erlangen. So war es v.a. Burchs Aufgabe, im Geschäft die Fäden zusammenzuhalten und Aufträge einzuholen, was ihm Dank seinem guten Beziehungsnetz bestens gelang. Die hohe Qualität der Entwürfe und das fachgemässe Bearbeiten der Materialien ist aber vorwiegend den Mitarbeitern der Werkstatt Burch-Korrodi zu verdanken. Vier der Mitarbeiter spielten eine besonders grosse Rolle: Heinrich Baumann (1933-1942) und Kurt Aepli (1942-1967) waren nicht nur an der handwerklichen Ausführung, sondern auch an der künstlerischen Formung beteiligt. Als dritte Person ist Martin Bucher zu nennen, der nicht nur seine Lehre in der Werkstatt absolvierte, sondern der Firma bis zum Schluss erhalten blieb. Schliesslich ist auch der norwegische Emailleur Berger Bergersen zu nennen, der während der letzten Werkstattjahren zum Erfolg der emaillierten Geräte und Objekte Grosses beigetragen hatte. Auch wenn die Formgebung und Ausführung an Meinrad Burchs Vorstellungen und Ideale gebunden war, liess er seinen Mitarbeitern mit ihren vielseitigen Talenten und Fähigkeiten bei ihrer Arbeitsgestaltung äusserste Freiheit. Ohne den Einsatz der vielen Mitarbeiter wäre dieses Lebenswerk undenkbar gewesen.

Technik und Material

Die Technik und die Möglichkeiten des Materials waren grundlegende Elemente einer Arbeit und bildeten die Basis für eine Formgebung. Die beiden Materialien Draht und Blech bildeten die Basis des Aufbaus aller Schmuckstücke und jedes liturgischen oder profanen Werks. Neben klassischen Gestaltungsmaterialien, wie verschiedene Edelmetallen und Edelsteinen, setzte die Werkstatt von Burch auch andere Werkstoffe ein, um andere, weniger gewöhnliche Kontrastwirkungen zu erzeugen. So führte Burch die Verwendung von Bergkristalle in seinem Werk weiter und entwickelte sie in die Richtung seiner Auffassung der klaren Form. Weiter wurde in der Werkstatt versucht, die Oberflächen der Edelmetalle mit Farbe zu kontrastieren. Später wurde zum selben Zweck Email als Gestaltungsmittel eingesetzt. Zuerst nur um wenige Stellen eines Objekts zu akzentuieren, und dann zunehmend um ganze Flächen zu gestalten. Diese grossflächigen Emaillierungen und kompletten Überemaillierungen auf liturgischen Geräten aus seiner Werkstatt sind die ersten überhaupt bekannten.